Autorin: Dr. Elisabeth Janik-Freis (Mitarbeiterin Kunstvermittlung)
Die aktuelle Sonderausstellung August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin, die auch die Ehefrau des expressionistischen Künstlers in den Blick nimmt, ist Anlass für mich, über den historischen Kontext, die Geschlechterbeziehungen und den Beginn der Moderne zu reflektieren. Denn wer sich mit der Rolle der Frau in Kunst und Kultur befasst, der muss seinen Blick auch auf die Frauen- und Geschlechtergeschichte richten.
Seit mehr als einem Jahrhundert kämpfen Frauen für ihre Rechte und ihre Stellung in der Gesellschaft. Das vergangene 20. Jahrhundert kann daher auch als das Jahrhundert der Frauen bezeichnet werden, da es in dieser Zeitspanne zu tiefgreifenden Veränderungen in der Selbstwahrnehmung der Frauen, ihrer politischen Rechte sowie ihrer Rolle innerhalb der Gesellschaft kam. Die Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts im November 1918 ermöglichte Frauen nicht nur politische Partizipation, sondern öffnete ihnen auch neue Handlungsspielräume, wodurch sich ihre Stellung in der Gesellschaft auch langfristig verändern konnte.
Dem politischen Erfolg von 1918 gingen jedoch Jahrzehnte intensiver kämpferischer Auseinandersetzungen voraus, in denen sich Frauen in kleinen Gruppen und Vereinen zusammenschlossen und sich für Ihre Belange engagierten. Bereits seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert lassen sich erste entsprechende Aktivitäten und Vereinsgründungen im deutschsprachigen Raum feststellen. Neben der Verbesserung der sozialen und politischen Stellung der Frauen war Bildung ein zentrales Anliegen. Zu einer Zeit, in der es noch keine systematische und vor allem flächendeckende Frauen- und Mädchenbildung gab, waren solche Bestrebungen für Millionen von Frauen von großer Bedeutung. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts intensivierte sich die Frauenbewegungen und fand laute Vertreterinnen unter anderem mit Helene Lange, Auguste Schmidt und Marie Loeper-Houselle. Gemeinsam gründeten die drei Frauen eine der wohl erfolgreichsten Frauenberufsorganisationen, den Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein (ADLV), und erreichten trotz zahlreicher Widerstände erste Erfolge. So erreichten sie die langsame, aber sichere Zulassung von Frauen an die Universitäten sowie die Durchsetzung der preußischen Mädchenschulreform 1908, die das Mädchenschulsystem in staatliche Hände legte. Für viele Frauen und Mädchen öffneten sich dadurch neue Möglichkeit und Perspektiven abseits der bisherigen geschlechterspezifischen Rollenverteilungen.