Kinderkram: Lochkamera

25.04.2021 Sara Hirschmüller

Autorin: Lioba Knape (Mitarbeiterin Kunstvermittlung)

Hast Du schon mal von einer Lochkamera oder Lochbildkamera gehört?
Dieses Jahr fällt der Tag der Lochkamera-Fotografie auf den 25. April, er findet jedes Jahr am letzten Sonntag im April statt.


Wie die Lochkamera funktioniert, wussten Menschen schon vor vielen Jahrhunderten. Es gibt Beschreibungen aus der Antike, diese Texte sind also über 2000 Jahre alt!
Man braucht dafür eine dunkle Kammer, deswegen lautet der lateinische Fachbegriff auch „Camera Obscura“. Dieser kleine oder große Raum hat ein Loch, durch das Licht hereinfällt. Im Inneren zeigt sich auf der gegenüberliegenden Seite ein auf dem Kopf stehendes Abbild der Wirklichkeit. So funktionieren übrigens auch unsere Augen: Auch auf der Rückwand der Augen (der Netzhaut) kommt das Bild falsch herum an.

Im 18. und 19. Jahrhundert war die begehbare Camera Obscura auf Jahrmärkten verbreitet und beliebt. Im Sauerland kann man in Arnsberg den Lichtturm besuchen und in Marburg an der Lahn besteht am Schloss ebenfalls die Möglichkeit, das optische Phänomen im Großformat kennenzulernen.
Manchmal ist das Bild statt auf der gegenüberliegen Seite auch an einer anderen Stelle im Innenraum zu sehen. Dann hat man das einfallende Licht mithilfe von Spiegeln umgeleitet.

Die Camera Obscura wurde als Beobachtungsinstrument verwendet, zum Beispiel bei einer Sonnenfinsternis.
Auch hat sie einigen Künstlern als Hilfsmittel beim Zeichnen gedient. Man hat aber auch andere Zeichenkameras erfunden, zum Beispiel die Camera Lucida.

Unsere Lochkamera ist eine Camera Obscura im Kleinformat: Ein aktuelles Bild der Umgebung wird live verkehrt herum abgebildet. Da wir nicht hineinkriechen können, brauchen wir eine Mattscheibe bzw. einen Schirm, um das Abbild beobachten zu können.

Foto: Lioba Knape

Für die Loch(bild)kamera brauchst Du nicht viel:

  • 1 leere Dose (zum Beispiel von Chips) oder Versandrolle
  • 1 transparentes Papier (zum Beispiel Butterbrot-/Architektenpapier)
  • 1 Bogen schwarzer Tonkarton/schwarzes Tonpapier
  • Schere
  • Klebestift/Klebeband
  • Bleistift
  • Lineal
  • gegebenfalls Zirkel und Schablone
  • Stecknadel, Heftzwecke oder ähnliches


Die Kamera setzt sich aus einem Außenrohr mit kleinem Loch im Boden und einem Innenrohr mit Schirm zusammen.

Foto: Lioba Knape

Für das Außenrohr bietet sich eine gekürzte Versandrolle mit Bodendeckel oder eine Chipsdose mit Boden an: Steche mit einer Stecknadel oder einem anderen spitzen Gegenstand ein kleines Loch in die Mitte des Bodens.

Den schwarzen Tonkarton rollst du so zu einem Zylinder zusammen, dass er genau in die Rolle bzw. Dose hineinpasst. Schwarzes Tonpapier kannst du auch nehmen, es ist aber nicht so stabil.


Markiere an mehreren Stellen den Punkt, wo das Papier überlappt.

Foto: Lioba Knape

Ziehe den Karton heraus und zeichne mithilfe des Lineals eine Linie an den Markierungen entlang.
Klebe den Tonkarton so zusammen, dass ein Zylinder entsteht: Dafür kannst du einen Klebestift oder das Klebeband benutzen.
Den Tonkarton-Zylinder stellst du auf das transparente Papier und zeichnest kreisförmig ganz nah darum herum.

Falls dein Zylinder aus dünnem Tonpapier sein und nachgeben sollte: Du kannst auch den inneren Durchmesser ausmessen. Mit einem gleichgroßen Gegenstand oder mittels Zirkel stellst du dann eine Kreisschablone her: Damit zeichnest du einen genau so großen Kreis auf. Teste, ob die Größe wirklich passt! Es kann beim Übertragen zu Ungenauigkeiten kommen.

Foto: Lioba Knape

Nimm den Zylinder zur Seite und zeichne Klebelaschen an, um den Schirm später befestigen zu können.

Schneide den Schirm aus, verteile Kleber auf den Klebelaschen und befestige ihn an einer offenen Zylinderseite. Besonders gut hält der Schirm, wenn du ihn zusätzlich mit einem Klebebandstreifen fixierst.

Stecke nun den Papierzylinder so in das Außenrohr, dass der Schirm in Richtung des Bodens zeigt.
Richte deine fertige Lochkamera auf einen hell beleuchteten oder selbst leuchtenden Gegenstand.

Foto: Lioba Knape

Verändere dabei den Abstand zwischen Boden und Schirm.
Was kannst du beobachten?

Mit einer selbstgebauten Lochkamera kann man auch das Licht fotografisch einfangen: Dafür braucht man lichtempfindliches Material, zum Beispiel Fotopapier, welches in einer Dunkelkammer entwickelt wird.

Das Wort Fotografie kommt übrigens aus der altgriechischen Sprache und ist aus zwei Wörtern zusammengesetzt – übersetzt heißen sie „Licht“ und „malen, zeichnen“. Bei einem Foto handelt es sich also um eine Lichtzeichnung.

Die erste bekannte Fotografie ist übrigens fast 200 Jahre alt!

Mit einem abgedunkelten Raum, Licht und einer vergrößerten Kamera hat sich auch ein Künstler in unserem Museum beschäftigt: Hermann Pitz hat im Jahr 1997 in einem vom Tageslicht abgeschirmten Raum mehrere Dinge aufgebaut – auch eine vergrößerte Kamera.
Zu dem Kunstwerk „Innen, Außen“ gehörten auch die dunklen Steinplatten. Diese sind heute immer noch in den Fensterrahmen des Altbaus zu sehen, während der Innenraum ganz anders aussieht.

Kategorie: Kinderkram