Ein Ausblick auf die Ausstellungen 2021
Autorin: Katrin Egbringhoff (Mitarbeiterin Kunstvermittlung)
Bereits 1987 und 2002 gab es große und erfolgreiche Ausstellungen mit Werken August Mackes im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Nun wird es Ende Mai 2021 wieder so weit sein. Eine, nein sogar zwei Ausstellungen mit Arbeiten des Künstlers werden derzeit im Museum geplant und umgesetzt!
Das Museum hat eine umfangreiche und vielfältige Macke-Sammlung und beherbergt das Macke-Archiv mit einer großen Auswahl an Skizzen(-büchern), aus der ebenfalls eine Auswahl gezeigt werden wird. Wie beeinflusst August Macke auch heute noch Künstler:innen und wie hat er zu seiner Zeit Einfluss genommen? Trotz seines frühen Todes 1914, geboren wurde Macke 1887, umfasst seine künstlerische Entwicklung eine große Spannbreite und spiegelt eine ereignisreiche künstlerische Suche wider. Als kleiner Ausblick zu den Ausstellungen möchte ich hier zwei Werke genauer vorstellen.
Beginnen möchte ich mit einer Malerei aus dem Jahr 1911, die den Titel Circusbild 1: Kunstreiterin mit Clowns trägt. Dieses Bild wird der Dreh-und Angelpunkt einer Mitmachausstellung für Familien, die den Zirkus als roten Faden aufgreift. In dieser Ausstellung soll Mackes Umgang mit Formen und Farben für Kinder spielerisch und experimentell vermittelt werden. Wie viele andere Künstler war August Macke fasziniert vom Zirkus und ähnlichen Einrichtungen, wie dem Theater oder Varieté. Diese Parallelwelt, deren Bewohner bewundert und doch auch misstrauisch beäugt wurden, zeigt Macke uns in vielen seiner Werke. Scheinbar fühlte er sich, und auch andere bildende Künstler, mit den Akrobat:innen, Clown:innen und Dompteur:innen in einer Art Außenseiterrolle verbunden.Das Circusbild I zeigt uns eine Kunstreiterin im Ballettkostüm scheinbar schwerelos auf einem trabenden Pferd sitzend. Links im Bild wird ihr Auftritt von zwei Clowns beobachtet und kommentiert. Das Publikum beugt sich nach vorn, scheinbar fasziniert, aber gleichzeitig sind ihre Gesichtsausdrücke eher spöttisch. Macke gehörte zur Künstlergruppe Der blaue Reiter, auch wenn sein Verhältnis zu den beteiligten Künstler:innen eher durchwachsen war. Viele dieser Expressionist:innen waren fasziniert von dieser Welt des Zirkus. Andere hingegen reisten in die Südsee, besuchten Sinti und Roma oder zogen sich in den Sommermonaten in die Natur zurück. Sie alle waren auf der Suche nach neuen Bildthemen und nach einem alternativen Leben zur bürgerlichen Existenz und/ oder der rasant voranschreitenden Industrialisierung. Viele empfanden eine Art Entwurzelung zu ihren natürlichen "Ursprüngen". So zog es August Macke im April 1914 auch nach Tunis. Begleitet wurde er von zwei befreundeten Künstlern: Paul Klee und Louis Moilliet. Im Allgemeinen wird diese Reise als ein Schlüsselereignis für die Entwicklung zu einer gegenstandslosen und abstrakten Kunst gesehen. Besonders die Kraft des natürlichen Lichts der nordafrikanischen Landschaft bewirkte einen Entwicklungssprung bei Macke und er kam mit einer Vielzahl an Fotos, Zeichnungen und Aquarellen zurück.
Das Tunesische Hafenbild malte der Künstler nach seiner Rückkehr in Bonn. Es zeigt eine Situation am Kai. Dicht gedrängt stehen Einheimische in typischer Kleidung (man sieht z. B. einen Mann mit traditionellem Fez als Kopfbedeckung). Im Hintergrund leuchtet in reinem blau das Meer, während Kleidung und Waren im Vorder-und Mittelgrund eher erdige und warme Farben zeigen. Die Formensprache ist auf geometrische Grundformen reduziert und es scheint sich um keine konkrete Situation zu handeln. Man kann dem Bild nämlich keine Skizze der Reisen eindeutig zuordnen. So handelt es sich wohl nicht um ein Abbild, sondern eher um die Wiedergabe einer Stimmung. Dies ist eine typische Eigenschaft des Expressionismus. Über die Farben in Tunis schrieb Macke an seine Frau Elisabeth: "So bunt und dabei so klar wie Kirchenfenster." (Brief vom 10.4.1914, zitiert nach: Der blaue Reiter. Dokumente einer geistigen Bewegung, Leipzig: Reclam, 1989). Zwischen beiden Arbeiten liegen drei Jahre. Es gibt Gemeinsamkeiten und große Unterschiede. Diese Lücken werden in den kommenden Ausstellungen geschlossen.