Autorin: Luisa Rüßmann (Stud. Volontärin Kunstvermittlung)
Das Bullet Journal kann als eine Art Renaissance des Tagebuchs angesehen werden. Es wurde im Jahr 2013 von dem Amerikaner Ryder Caroll erfunden. Aufgrund seines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms konnte er sich nur schwer in der Schule auf Themen konzentrieren, die ihn kaum interessierten. Doch das Einteilen leerer Flächen, Kreieren von Formen und Zeichnen gewann seine Aufmerksamkeit. Er entwickelte seine eigene Ordnung und ganz andere Herangehensweisen als seine Mitschüler:innen. Jedes Fach bedurfte einer anderen individuellen Organisationsweise. Über die Jahre entwickelte Caroll verschiedene bewährte Methoden, um seinen Alltag und späteren Job als Digital Product Designer zu bewältigen.
2007 arbeitete Caroll für ein Modelabel. Während seiner Arbeit nutze er seine Methoden, um sich zu strukturieren. Als er diese mit einer Mitarbeiterin aufgrund eines Problems zum ersten Mal teilte, formte sich die Idee, seine Methoden mit der ganzen Welt zu teilen. Dabei standen finanzielle Aspekte im Hintergrund. 2013 startete schließlich seine Web-Plattform Bullet Journal. Seine Strategien stellte Caroll gratis ins Internet, um anderen Personen freien Zugang und Inspiration zu ermöglichen. Jeder konnte nun nachlesen, wie Caroll sein Notizbuch organisiert. Kurz darauf stellte er kurze Videos von drei bis vier Minuten zur Verfügung, in denen er seinen Zuschauern nun auch Bilder zeigen konnte.
Sein Blog ging viral. Binnen mehrerer Jahre bildete sich eine riesige Bullet Journal-Community. Für Caroll war es entscheidend, dass sein Konzept flexibel blieb. Egal ob Eltern, Studenten, Soldaten, alleinerziehende Mütter oder Menschen mit Zwangsstörungen, jeder sollte sein System individuell nutzen können.
Heutzutage wird man schnell von der digitalen Außenwelt abgelenkt. Der Alltag wird dynamischer und stressiger. Doch wenn Menschen ihr Journal aufschlagen, sehen sie auf einen Blick welche Aufgaben wichtige Prioritäten haben und tauchen in die offline Welt ein.
Mithilfe des individuellen Journals wird der Alltag strukturiert und organisiert. Es ist im Grunde eine Kombination aus einem Kalender, Tagebuch, Aufgabenlisten, Skizzen und vielem mehr. Es braucht ein wenig Übung bis man seine perfekte Methode für sich gefunden hat. Man muss sich auf das Journaln einlassen. Das kreative Gestalten steht dabei besonders im Vordergrund. Es gibt dabei kein richtig oder falsch. Lediglich das Grundsystem sollte man verinnerlicht haben, damit man anschließend seine Seiten individualisieren kann.