Kinderkram: Kunst aus Naturmaterialien

24.09.2021 Sara Hirschmüller

Autorin: Anne Marie Braune (Mitarbeiterin Kunstvermittung)

Heute wollen wir draußen in der Natur Kunstwerke erschaffen! 

Ihr braucht: 

  • verschiedene Naturmaterialien. Achtet hier bitte darauf, dass ihr möglichst nichts ausreißt, sondern nur heruntergefallene Dinge mitnehmt. Je nach Jahreszeit können das natürlich ganz unterschiedliche Dinge sein. Hier ein paar Beispiele: Blütenblätter, Stöcke, Zweige, Bucheckern, Blätter, Kastanien, Nadelbaumnadeln, verlassene Schneckenhäuser, Steine, im Herbst Kastanien usw.. Bei gewöhnlichen Pflanzen wie einem Gänseblümen oder einer Löwenzahnblüte dürft ihr auch ruhig mal ein paar abschneiden! 
  • Material zum Verbinden und Verändern: Draht, Faden, Schere, Farben, Pinsel

Es gibt viele Künstler und Künstlerinnen, die sich an den Eigenarten, den Geheimnissen und Wundern der Natur, aber auch von ihren alltäglichen Dingen für ihre Kunstwerke inspirieren lassen. 

In diesem Beitrag stelle ich euch vier Künstler vor, die sich von der Natur inspirieren lassen. Passend dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die euch zu eigenen Kunstwerken in der Natur und mit Naturmaterialien anregen können. 

Sean Scully, Window Beneath, 2017, Öl Aluminium, © Sean Scully Studio

Muster – Streifen – Raster in der Natur

Materialvorschläge: Kamera, Papier, Buntstifte/Tuschkasten, längliche Naturmaterialien wie Grashalme/Stöcke 

Der Künstler Sean Scully bekommt oft Ideen für Kunstwerke aus seiner Umgebung. Für Werke wie dieses hat er sich besonders von Hausfassaden und Fenstern inspiriert lassen und deren Rasterstruktur aufgegriffen.

Scully interessiert sich aber auch für organisch geformte Steinwände und Mauern. Für andere Werke arbeitet er mit Naturmaterialien wie Stein und schafft Skulpturen daraus, die nicht immer im Museum stehen, sondern manchmal auch draußen in der Natur – in Parks, Gärten und auf öffentlichen Plätzen. 

Wo kannst du in deiner Umgebung Streifen oder Raster entdecken? 

Foto: Anne Marie Braune

Und was könnte man damit alles machen? 

Du könntest zum Beispiel die Farben und Formen auf einem Bild weiterführen. Anschließend hältst du es hinter einen Baum und jemand macht ein Foto davon. So würdest du wie der Künstler das Muster weiterführen und der Baum würde sich vor deinem Bild „tarnen“. 

Oder aber du benutzt die Form der Streifen als Vorlage für dein ganz eigenes Gemälde wie Sean Scully.  

Du kannst auch eigene Gitter und Muster entwickeln, indem du verschiedene Materialien so miteinander verbindest, dass es wie ein gewebtes Muster wirken. Das geht besonders gut mit länglichen Objekten wie Grashalmen oder Stöcke, die praktisch von Natur her aus Streifen sind.

Henry Moore, Arbeitsmodell für Steinernes Denkmal, 1961/1971, Bronze, © The Henry Moore Foundation. All Rights Reserved / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Sammeln – Sortieren – Ordnen

Materialvorschläge: alle möglichen Naturmaterialien (Stöcke, Blätter, Steine etc.), einen Rasteruntergrund (z.B. Terrassensteine) 

Der englische Künstler Henry Moore sammelte viele Naturmaterialien wie z.B. Steine, die ihn zu seinen Kunstwerken anregen. Hier kannst du eines seiner Werke sehen, das bei uns im Museum zu sehen ist.

Erkennst du die vielen kleinen Einkerbungen? Das Material ist hier bearbeitet als wäre es ein Naturmaterial. Die Oberfläche wirkt durch die Bearbeitungsspuren wie eine zerkerbte Baumrinde auf mich und auch die Form ist sehr organisch, natürlich. 

Das Sammeln, aber auch das Sortieren und Ordnen kann zu ganz interessanten Anordnungen führen, zum Beispiel zu so etwas (und eigentlich ist das sogar auch wieder eine Art Muster, das sich anlehnt an ein darunterliegendes Raster der Terrassensteine).

Foto: Anne Marie Braune

Landart

Materialvorschläge: Weidenzweige, Wollfäden/Draht, Stöcke, Acrylfarbe/Temperafarbe, Pinsel, eventuell Taschenlampe

Es gibt auch eine ganze Kunstrichtung, die Landart. Hier werden Kunstwerke geschaffen, die aus Naturmaterial bestehen, in der freien Wildbahn platziert werden und oft vergänglich sind. Die Landart-Künstler:innen spielen auch gerne mit den Größenverhältnissen. Ist dein Kunstwerk vielleicht winzig klein und eher ein Kunstwerk für Insekten? Oder ist es sehr groß und wirkt überdimensional? 

Wenn du ein Kunstwerk aus Material formen möchtest, dass biegbar ist, sind Weidenzweige sehr zu empfehlen. Im Park unter Weidenbäumen findest du viele heruntergefallene. Aus diesen weichen Zweigen kannst du zum Beispiel Formen bauen und sie miteinander verbinden wie bei den folgenden Bildern. Zum Verbinden von Naturelementen und für Hängungen (falls du Dein Kunstwerk in den Wind hängen möchtest) sind Wollfäden oder Draht sehr praktisch. 

Wie verändert sich Dein Kunstwerk durch Witterung, Schnee, Tageszeiten oder verschiedenen Lichteinfall? Wie wirkt es, wenn Du es zum Beispiel bei Nacht mit einer Taschenlampe anstrahlst?  

Wie verändert sich ein Kunstwerk, wenn es durch den Wind bewegt oder von der Sonne bestrahlt wird? Und wo wirft es einen Schatten hin? 

Du kannst Deine Kunstwerke in die Zweige eines Baumes hängen und schauen, wie sie zum bewegten Objekt werden.          

Das Thema Veränderung hat zum Beispiel auch Sean Scully interessiert, als er Skulpturen aus verschiedenen Materialien für den Außenraum schuf, die sich teilweise mit Rost überzogen oder bei Schnee bedeckt wurden. 

Interessant kann es auch sein, deine Kunstwerke in der Natur nicht durch die Bewegung wie bei dem Beispiel eben herauszuheben, sondern durch eine farbige Absetzung. 

Josef Albers, Allegro (Jahresgabe/Edition des Westfälischen Kunstvereins 1961), 1961, Siebdruck, © The Josef and Anni Albers Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 Leihgabe des Westfälischen Kunstvereins

Mit Formen spielen

Materialvorschläge: Pflanzenblätter, Blütenblätter, Schere 

Sean Scully studiert die Natur. Am liebsten die Horizontlinie (Streifen) und macht aus den Ideen Malereien. Drehen wir den Spieß doch mal um und schauen uns Malerei an, um etwas in der Natur zu erschaffen! 

Auch aus anderen Werken unserer Sammlung können wir tolle Inspirationen finden, welche Formen man in die Natur übersetzen könnte. So zum Beispiel bei den Gemälden von Josef Albers.

Foto: Anne Marie Braune

Was verändert sich? Die Formen sind fast die gleichen, aber das Material ein ganz anderes? 

Foto: Anne Marie Braune

Dann mal los. Macht euch auf die Suche nach Materialien aus der Natur, die Euch gefallen und schafft eure eigenen, kleinen Naturkunstwerke!

Kategorie: Kinderkram