Autorin: Sara Hirschmüller (stud. Volontärin Kunstvermittlung)
„Um der übermächtigen Wirklichkeit zu entkommen, erfinden Menschen Bilder und Mythen, metaphysische und kulturelle Systeme.“
Bilder, Mythen, Metaphern – sie dienen den Menschen als Maßstab und als Orientierung angesichts der Herausforderungen der Gegenwart. Diese Erkenntnis wurde zum Leitmotiv des Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996), der von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1985 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Professor der Philosophie lehrte und am 13. Juli 2020 seinen 100. Geburtstag begangen hätte.
Blumenbergs bedeutendste Schriften lassen sich in den fünf Bänden der Metaphorologie finden. Durch seine radikale Erweiterung der Ideengeschichte, die ihm Bezüge zur Poesie, Imagination und Fiktion erlaubte, trafen seine Schriften auf eine breite Leserschaft, besonders aus den Bereichen der Bildenden Kunst, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. 1979 veröffentlicht, fand das Buch „Schiffbruch mit Zuschauer“ insbesondere bei bildenden Künstlerinnen und Künstlern eine rege und gleichsam produktive Rezeption. Welch großes und zugleich vielseitiges Anregungspotenzial Blumenbergs Schriften boten, belegen beispielsweise Werke von Harald Klingelhöller, Ludger Gerdes und Marcel Odenbach, die in Bezügen zu Blumenbergs Theorien lesbar sind. Mit diesen Arbeiten werden vor dem Hintergrund gegenwärtiger politischer Konstellationen und menschheitsgeschichtlicher Entwicklungen Blumenbergs Gedanken nicht nur zitiert, sondern vor allem aktualisiert.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität sowie dem Westfälischen Kunstverein und stand unter der kuratorischen Leitung von Jana Bernhardt, Ursula Frohne, Jenni Henke, Ulrike Hofer, Kristina Scepanski und Marianne Wagner. Sie spannt in Münster ein Netzwerk von Verbindungen zwischen Skulpturen im öffentlichen Raum bis hin zu einer Präsentation von Publikationen im Philosophikum der Westfälischen Wilhelms-Universität.