Was sind Ihre Hauptaufgaben im Museum?
Ich mach alles (lacht). Das hat sich wahnsinnig verändert, deswegen müsste man auch überlegen, wie das künftig hier heißt. Denn der Begriff ‚Pressesprecherin‘ beschreibt meine Aufgaben nicht mehr zu 100 %. Pressesprecherin hört sich so an, als würden wir jeden Tag mit der Presse sprechen. Das ist aber leider nicht mehr so, sondern die Pressearbeit ist ein bisschen ins Hintertreffen geraten. Inzwischen ist vieles an digitaler Kommunikation dazugekommen. Diese neuen Aufgabebereiche ergaben sich vor allem zunächst durch den Neubau und seit letztem Jahr auch durch Corona. Da ich auch in der Leitungsrunde bin, kommen dort auch viele Aufgaben auf mich zu, das Haus strategisch aufzustellen. Ansonsten bin ich halt zuständig für: Presse, Drucksachen, Website, Werbung, Social Media und Beschwerdemanagement.
Ist ein Museum ein Arbeitsplatz wie jeder andere?
Für mich hat sich mit diesem Job ein Traum erfüllt. Pressesprecherin sollte man nur werden, wenn man vollkommen hinter dem Produkt steht. Ich darf hier die Kunst in unserem Haus vertreten, also das gesamte Museum. Aus meiner Sicht kann man nichts Schöneres vertreten und das ist einer der wichtigsten Aspekte in diesem Job.
Was ist das Spannendste an der Arbeit im LWL-Museum für Kunst und Kultur?
Das Spannendste ist für mich die Unberechenbarkeit. Das ist auch das, was meinen Job so lebendig macht. Ich habe meine Termine, ich habe viele interne Besprechungen, aber wenn der WDR anruft und über etwas berichten möchte, wirft das schon mal meine ganze Tagesstruktur durcheinander. Ob nun 2012, als ein Münzschatz aus dem Museum gestohlen wurde, oder wie im letzten Jahr der „Diebstahl“ der Capri-Batterie von Beuys. Das sind so Geschichten, die meinen Tagesplan und auch den meines Teams komplett aus der Bahn werfen. Ich weiß halt morgens nicht, was ich tagsüber machen werde, weil immer etwas passieren kann. Aber gerade das ist das Spannende und macht mir Spaß!
Eine thematische Einarbeitung in die Ausstellung ist in der Presse bestimmt wichtig. Sollte man in der Presseabteilung auch Kunsthistoriker:in sein?
Ja, man muss sich auch thematisch einarbeiten, aber man muss keine Kunsthistoriker:in sein, um bei uns in der Presseabteilung zu arbeiten. Man sollte ein wissenschaftliches Studium absolviert haben, um zu wissen, wie recherchiere ich, wie komme ich an Informationen und wie schreibe ich allgemein verständlich darüber. Denn Informationen, auch schon hier im Museum, sind so unterschiedlich und vielfältig, dass es mir wichtiger ist, dass die Leute wissen, wie sie an diese kommen. Man kann nicht alles wissen. Dafür sind unsere Kurator:innen, die sich spezialisiert haben auf Gegenwartskunst oder Barock oder Mittelalter, ja unsere Expert:innen. Wir brauchen einfach dieses Querschnittswissen.
Was sind die besonderen Herausforderungen, die zur Zeit von Corona an Ihren Job gestellt werden?
Wir leben ja mittlerweile schon ein Jahr mit der Pandemie, aber wenn ich mal zurückblicke: Im März vergangenen Jahres schloss das Museum vom einen auf den anderen Tag und wir standen auf einmal ohne Produkt da. Da stellten wir uns die Frage, wie wir mit geschlossenem Museum mit unseren Besucher:innen in Verbindung bleiben. Wie bringen wir Kunst an die Menschen? Zu dieser Zeit lief die Dierickx Ausstellung, eine ganz kleine, aber feine Ausstellung. Die konnten wir nicht mehr mit großem Publikum eröffnen. Da war das Besondere für uns, alles ins Digitale zu verlagern. Wir haben dann im März viele Videofilme gedreht, besonders in Zusammenarbeit mit der Kunstvermittlung von Ingrid Fisch. Das Projekt mit dem Podcast haben wir in den Juni vorgezogen, den wollten wir eigentlich zur Passions-Ausstellung im Oktober launchen.
Im 2. Lockdown sind wir dann weiter gegangen. Wir wollten nicht nur Filme zeigen, sondern auch die Besucher:innen ins Haus holen, wenn auch nur digital. Das war der Zeitpunkt, als wir mit den Zoom‑Führungen und ‑Veranstaltungen angefangen haben. Gerade bei dieser Thematik mussten wir uns auch viel reinfuchsen. Das beginnt bei der Frage der Mikrofone und geht weiter über die Host-Frage bei Zoom. Ich habe zum Beispiel meine erste Zoom-Veranstaltung Anfang Januar gehostet, bei der rund 130 Besucher:innen teilgenommen haben. Dort teilten auf einmal einige Besucher:innen ihren Bildschirm oder schalteten ihr Mikrofone einfach an. Seitdem wissen wir, dass wir das bei Zoom unterbinden können. Vieles haben wir durch „learning by doing“ herausgefunden.
Ich finde es bei meinem Job auch wichtig, dass man kreativ bleibt. Vorher hätte ich gesagt: „Zoom-Führungen, wie sollen wir das schaffen?“ Aber es muss erst die Idee da sein und die Umsetzung kommt dann schon irgendwie. Diese ist nicht immer einfach, aber wir haben hier ein großartiges Team, gerade auch mit dem Besucherbüro, das immer offen ist für alles Neue. Die Kolleg:innen stehen vor allem auch im engen Kontakt mit den Besucher:innen und ihnen ist auch wichtig, dass wir einen guten Service bieten.
Durch die Lockdowns konnten wir unsere Digitalisierung am Haus schneller und weiter vorantreiben als aus eigenem Antrieb. Und gerade das wird uns auf Dauer erhalten bleiben.