Museumsköpfe: Die Vielfalt der Werke

13.11.2020 Sara Hirschmüller

Dr. Petra Marx, Kuratorin der Ausstellung "Passion Leidenschaft. Die Kunst der großen Gefühle"

Autorin: Sara Hirschmüller (stud. Volontärin Kunstvermittlung)

Wir fragen Frau Dr. Petra Marx, Kuratorin der aktuellen Ausstellung Passion Leidenschaft. Die Kunst der großen Gefühle (9.10.2020 - 14.02.2021).

Wie lange arbeiten Sie schon im LWL-Museum für Kunst und Kultur?

Petra Marx: Ich bin schon unglaubliche 15 Jahre hier im Haus. Dabei fühlt es sich noch gar nicht so lange an. In der Zeit habe ich schon an einigen Ausstellungen mitgearbeitet, Aufsätze publiziert und Projekte mit auf die Beine gestellt. Inzwischen ist da einiges zusammengekommen und da bin ich auch stolz drauf. Meine wichtigste Ausstellung, aus meiner Anfangszeit, war die Goldene Pracht - Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen. Da war ich die Kuratorin von dem Teil, der hier im Museum stattgefunden hat. Tatsächlich war das noch vor dem Umbau. Zu der Ausstellung haben wir auch eine sehr spannende Vortragsreihe veranstaltet und diese Beiträge danach in der Zeitung Westfalen publiziert. Mir ist es immer wichtig, dass auch die wissenschaftliche Arbeit im Museum berücksichtigt wird. 

Was ist das Spannendste an Ihrer Arbeit?

Petra Marx: Das spannendste sind natürlich die Kunstwerke. Besonders die Möglichkeit so nah und direkt mit den Werken zu arbeiten, macht die Arbeit hier im Museum aus. Das schätze ich sehr. Ich kann mich mit den Restaurator:innen in den Depots näher mit diesen beschäftigen. Ich habe auch die Aufgabe, die natürlich durch die Sonderausstellung zeitweise brach lag, einen wissenschaftlichen Katalog zum Mittelalter zu erstellen. Da liegen auch schon einige Texte vor. Auf der anderen Seite finde ich auch den Ausgleich schön. Aufgaben, bei denen nicht nur die Wissenschaftlerin in mir gefordert ist, sondern auch die Arbeit mit Kolleg:innen. Ich mag es nicht, nur im stillen Kämmerlein zu arbeiten, sowie auch jetzt für die Ausstellung Passion Leidenschaft. Ein tolles Projekt, auf das ich immer wieder gerne zurückblicke, war natürlich der Neubau und die Strukturierung der Sammlung. Für uns Kurator:innen war das eine fantastische Chance, die Sammlung kennenzulernen und zu durchdringen. 

Was ist das Besondere an der Ausstellung Passion Leidenschaft?

Petra Marx: Ausstellungen zu diesem Thema gab es schon viele, aber erstmals umfasst eine Ausstellung über die Passion alle Epochen, bis in die Gegenwart, und auch alle Medien und Gattungen. Wir haben uns auf sechs Themen konzentriert, um diesen großen Komplex einzugrenzen. Alle Werke wurden handverlesen, daher auch die lange intensive Vorbereitungszeit von drei Jahren. Ich denke auch, dass es eine sehr aktuelle Ausstellung ist.

Was ist Ihr persönliches Lieblingswerk in der Ausstellung?

Petra Marx: Sehr aufregend war für mich die Skulptur Pietà von Berlinde De Bruyckere, die im vierten Kapitel der Ausstellung zu sehen ist. Eine monumentale Arbeit, die nicht unbedingt Wohlgefühl hervorrufen wird, sondern vielleicht auch schockiert. Sie spielt an auf die christliche Pieta, das Leidensbild von Maria mit dem toten Christus auf dem Schoß, aber in einer modernen Umsetzung. Die Skulpturen der Künstlerin habe ich bei einer anderen Ausstellung, die ich besucht habe, kennengelernt und die haben mich direkt fasziniert. Ich wollte sie unbedingt in dieser Ausstellung haben. Ich durfte die Künstlerin auch in Gent in ihrem Atelier besuchen. Eigentlich sollten wir zunächst eine andere Skulptur aus einer Schweizer Sammlung bekommen, aber durch die aktuelle Corona-Situation sind andere Ausstellungen ausgefallen, wodurch wir die Chance hatten eben diese, noch beeindruckendere Skulptur zu bekommen. 

Worauf haben Sie bei der Ausstellungskonzeption besonders Wert gelegt?

Petra Marx: Die Vielfalt der Werke und die gute Mischung war uns wichtig. Wir haben auch Wert darauf gelegt herausragende zeitgenössische Künstler:innen einzubeziehen, wodurch wir einfach ein breiter gefächertes Publikum ansprechen können. Dabei hat mir Prof. Dr. Frohne von der Universität Münster sehr geholfen. Wichtig war uns auch die weibliche Seite, also die Darstellung weiblicher Emotionen. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Emotionen ist in der Wissenschaft ein stark erforschtes Thema. Daher haben wir auch darauf geachtet, möglichst viele Künstlerinnen in der Ausstellung zu haben. Also schon ein weiblicher Fokus. So etwas ist nicht immer möglich, da es in der frühen Kunst wenig überlieferte Künstlerinnen gibt. Trotzdem haben wir es versucht dieses Ziel so gut es ging umzusetzen.

Was wäre Ihre Traum-Ausstellung, die Sie schon immer machen wollten?

Petra Marx: Ich habe jetzt gerade meine Traumausstellung. Das ist vielleicht eine blöde Antwort, aber so ist es. Ich hatte schon früh die Idee für die Ausstellung und es war schon traumhaft, eine solche Ausstellung zu konzipieren. 

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Podcast

Petra Marx bei den Foyergesprächen

Im Podcast spricht Petra Marx mit der Kunstvermittlerin Inès von Patow über große Gefühle und deren Umsetzung in Kunstwerken von der Antike bis heute. Hört rein!

Kategorie: Museumsköpfe