Museumsköpfe: Kulturelle Teilhabe von Anfang an

21.09.2020 Sara Hirschmüller

Foto: LWL / Hanna Neander

Autorin: Sara Hirschmüller (stud. Volontärin Kunstvermittlung)

 

Wie lange arbeiten Sie schon im Museum und was sind Ihre Aufgaben?

Anne Avenarius: Ich bin 2014 als Kunstvermittlerin mit der Neueröffnung des LWL-Museums für Kunst und Kultur am Museum gestartet und habe von Anfang an viel mit Kitakindern gearbeitet. Das Museum wollte sich mehr für Familien und kleine Kinder öffnen und ich bekam bald die Chance, ein Kooperationsprojekt mit einer Münsteraner Kita aufzubauen. Wir wollten herausfinden, welche Rahmenbedingungen es für Kitakinder im Museum braucht. Worauf kommt es an? Welche Themen bieten sich an? Wie können wir Kunst altersgerecht vermitteln? Dann hatte ich das große Glück, dass ich das Projekt Kunst und Spiele ab 2015 als Koordinatorin mitbetreuen durfte und mit den Grundstein für die Frühkindliche Bildung bei uns am Haus legen konnte. Wir wollen erreichen, dass Kinder schon früh mit Kunst und Kultur in Berührung kommen, also dass jungen Kindern die kulturelle Teilhabe von Anfang an ermöglicht wird. Übrigens seit vielen Jahren als eines der Kinderrechte fest verankert. In Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention heißt es nämlich: Jedes Kind hat das volle Recht auf volle Beteiligung am kulturellen Leben. Auch heute ist mein Arbeitsschwerpunkt die frühkindliche Bildung und Vermittlung.

 

Worum genau ging es in dem Projekt?

Kunst und Spiele ist ein Programm der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Brandenburger Tor. Mit dem Programm wollten die Stiftungen erreichen, dass die Anwesenheit von kleinen Kindern in Kultureinrichtungen selbstverständlicher wird. Unser Haus konnte von 2015-2019 in diesem Projekt gefördert werden und neue Wege der fantasievollen Vermittlung für Kinder ab drei Jahren entwickeln und erproben.

Für uns ist es wichtig, dass bereits kleine Kinder unser Museum besuchen und den besonderen Lern- und Erfahrungsraum Museum kennenlernen. Dass sie vertraut werden mit den Räumen und der Kunst darin. Wir wollen ihnen einen kindgerechten Zugang zu Kunst und Kultur bieten. Ein wesentlicher Bestandteil ist immer auch die kreative Umsetzung der gemachten Erfahrungen und gesammelten Eindrücke bei uns im Atelier. Dabei steht die Freude am eigenen Gestalten, am Ausprobieren und Experimentieren stets im Vordergrund.

Durch diese Förderung konnten im Rahmen des Projektes mit drei Bildungspartnern, drei Münsteraner Kitas, neue Workshopformate entwickelt werden. Es war eine unglaublich intensive Zusammenarbeit mit den Erzieher:innen und den Kindern, die innerhalb dieses Förderzeitraums immer wieder das Museum besucht haben. Gemeinsam haben wir, wie ich finde, tolle Workshopreihen entwickelt, die in unser festes Programm übernommen wurden und heute von Kitas bei uns gebucht werden können.

 

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Zeit?

Wenn ich zurückblicke, war es ein großartiges Projekt und eine enorme Bereicherung, auch für mich persönlich. Und ich denke, ich spreche da auch für alle anderen Beteiligten. Denn das haben wir sowohl von unseren Vermittlerinnen, die die Kinder betreut haben, als auch von den Erzieherinnen und Eltern zurückgespiegelt bekommen. Und natürlich ganz unmittelbar von den Kindern! Das besonders Schöne an der Arbeit mit Kindern in dem Alter, ist, dass sie ihre Freude direkt mitteilen. Die Arbeit mit Kunst und Spiele hat uns gezeigt, wie viel Freude es den Kindern bereitet, zu uns ins Museum zu kommen, hier die Kunst zu entdecken und selbst kreativ zu werden. Und Kunst und Spiele hat uns auch gezeigt, wie viel wir mit unserer Arbeit in Gang setzten können. Die Kinder sprühen so vor Neugierde, Fantasie, Forscherdrang und Begeisterung, dass es ganz ansteckend ist. Das hat auch mich angesteckt!

 

Das Projekt ist beendet. Wo bleibt es aber noch im Museum vorhanden?

Die offizielle Förderung durch die Stiftungen ist ausgelaufen, das ist richtig. Damit gerät die frühkindliche kulturelle Bildung bei uns im Haus aber längst nicht in Vergessenheit. Durch die Förderung konnten wir neue Vermittlungsformate implementieren. Kitakinder können in einer Besuchsreihe unser Haus erkunden. Als Folge von Kunst und Spiele bieten wir Workshopreihen mit jeweils vier Terminen an, zu denen die Kinder zu jeweils zwei Zeitstunden zu uns kommen. Es ist uns gelungen dieses Programm zu etablieren und einen Förderer zu finden, die Sparkasse Münsterland Ost, der das Ganze auch nach Kunst und Spiele finanziell unterstützt, sodass die Kitas lediglich einen geringen Eigenanteil an diesen Workshops tragen müssen. Unsere gesammelten Erfahrungen und unsere Expertise tragen wir weiter. In Kooperation mit der Akademie Franz Hitze Haus bieten wir Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen zur kulturellen Bildung für Kitakinder an und arbeiten auch mit angehenden Erzieher:innen zu diesem Thema. Außerdem sind wir Teil des Netzwerks Frühkindliche kulturelle Bildung. Nichtdestotrotz denke ich, bedarf nach wie vor der Förderung frühkindlicher kultureller Bildung und ich würde mir wünschen, dass die frühkindliche Bildung und Vermittlung im Rahmen der Kulturförderung zukünftig mehr in den Fokus gerät.

 

Was ist noch weiter für die Zukunft geplant?

Aktuell bin ich an der Entwicklung einer Mitmachausstellung, die sich an Kinder im Kita-Alter bis zu zwölf Jahren und ihre Familien richtet, beteiligt. 2015 konnten wir in der Studiogalerie die Familienausstellung Sag, was ist das für ein Tier zum Grüffelo mit Zeichnungen von Axel Scheffler zeigen. Die Ausstellung ist damals sehr gut bei unseren jungen Besuchern angekommen. Deshalb freut es mich sehr, dass wir wieder die Möglichkeit haben, eine Ausstellung speziell für Kinder und Familien zu entwickeln. 

Parallel zur Ausstellung August Macke Reloaded, die in den Wechselausstellungsräumen gezeigt wird, können wir im Bereich der Studiogalerie die Familienausstellung August und das Zirkuspferd zeigen. Das wird eine Mitmachausstellung mit verschiedenen Experimentierbereichen zu unterschiedlichen Aspekten im Werk August Mackes. Konzeptionell ist die Ausstellung eng mit der Sonderschau verknüpft. Bestimmt ganz toll!

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Kategorie: Museumsköpfe