Autorin: Sara Hirschmüller (stud. Volontärin Kunstvermittlung)
Wie lange sind Sie schon am Haus?
Ich bin jetzt fast 10 Jahre hier. Am 1. September 2010 war mein erster Arbeitstag. Ich habe direkt als Kuratorin für die Moderne angefangen und habe dann zwei oder drei Jahre später die Stelle als stellvertretende Direktorin bekommen.
Was sind Ihre Aufgaben im Museum?
Die sind ganz vielfältig. Auf der einen Seite habe ich als Leiterin des wissenschaftlichen Dienstes auch übergeordnete Funktionen, was in die verschiedensten Bereiche reingeht. Zum Beispiel geht es um Überblicke, Sammlungskataloge, digitale Strategien, in diesem Bereich auch um die Provenienzforschung und als Referentin für die Moderne bin ich auch ganz normal für Ausstellungen, Recherche und die Präsentation der Sammlung Online zuständig.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Im Moment arbeite ich an ganz verschiedenen Projekten. Unmittelbar bin ich an der Provenienzforschungs-Ausstellung beteiligt. Nach dem zweijährigen Projekt werden die Rechercheergebnisse in einer Ausstellung präsentiert, die Ende Juli beginnt. Ich arbeite aber auch an einer August Macke Ausstellung aus dem eigenen Bestand, die nächstes Jahr im Mai stattfindet. Parrallel dazu haben wir den Nachlass Annelise Kretschmers erworben, über den auch eine Ausstellung im Jahr 2022 stattfinden soll. Dabei hat jetzt die Inventarisierung und Digitalisierung begonnen. Aber es sind auch schon die ersten Vorbereitungen für die Ausstellung notwendig. Das sind die drei großen Projekte. Daneben kommen Provenienzforschungsanfragen, und Ausschreibungen dazu. Wir planen schon einen Bestandskatalog für das nächsten Jahr. Es ist ein ganz vielfältiger Beruf.
Was ist das Besondere an Tadeusz?
Bei Tadeusz handelt es sich um einen Künstler, der ganz eigenständig gearbeitet hat. Er hat ein ganz außergewöhnliches Werk geschaffen und sich der figurativen Malerei verschrieben – zu einer Zeit, in der eigentlich die konzeptuale Kunst der Minimalkunst vorherrschend war. Trotzdem hat er sich mit den traditionellen Themen Stillleben, Landschaften, Bildnissen oder Interior beschäftigt und einen ganz neuen Ansatz gefunden. Vor allem beeindrucken mich die großen monumentalen Werke, die sogenannten Tadeusz-Szenen, wo er scheinbar ein Konglomerat von Themen, die er vorher bearbeitet hat, zusammenstellt. Wir sehen Figuren von ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, durch die der oder die Betrachter:in in das Bild reingezogen wird, wo man immer wieder das Auge wandern lässt und neue Dinge entdecken kann. Die doch sehr umfangreichen intensiven Szenen sind sehr beeindruckend.
Was ist Ihr Lieblingswerk in der Ausstellung?
Das ist interessant, denn bei dieser Ausstellung wechselt es bei mir immer. Am Anfang war ich total von den frühen Mutterdarstellungen begeistert, weil mich dieses Reduzierte total angezogen hat: diese formelhafte Darstellungen. Dann fand ich eine ganze Weile das Bild Drei sehr gut, in dem es einen flächigen Hintergrund gibt, vor dem dreimal die männliche Person mit den Ringen hängt. Das sind die Werke, die mich sofort in ihren Bann ziehen. Ihre Anziehungskraft auf mich ist enorm, obwohl ich inzwischen, dadurch dass ich auch ein Seminar in der Ausstellung gebe, komplett anders auf die Tadeusz-Szenen eingehe. Wir haben z.B. ganz intensiv das Gelbe Atelier besprochen und so hab auch ich nochmal eine ganz neue Perspektive dazu gefunden.
Welche Ausstellung bzw. welchen Künstler würden Sie gerne hier ins Haus holen? Unabhängig davon, wie realistisch dies wäre.
Das ist eine gute Frage. Oft müssen wir uns als Kurator:innen an dem Konzept des Hauses orientieren. Aber meine erste Reaktion wäre wohl (obwohl es gar nicht mein Arbeitsbereich ist) Caspar David Friedrich. Eine Ausstellung über den Primitivismus fände ich auch spannend oder das Motiv der Fallenden mit Werken aus verschiedenste Epochen wäre interessant.