Autorin: Jenny Volkmer (Mitarbeiterin Kunstvermittlung)
Heute, am 15.3., ist der Tag der Druckkunst oder der Druckgraphik. Heutzutage haben die meisten von uns einen Tintenstrahl- oder Laserdrucker zu Hause und ein Copyshop ist auch nicht weit entfernt. Durch die technischen und digitalen Entwicklungen ist das „Ausdrucken“, also die Vervielfältigung oder Produktion von digitalen Druckerzeugnissen, fester Bestandteil unseres privaten und vor allem beruflichen Alltags.
Ursprünglich bezeichnet die Druckgraphik jedoch alle nicht handzeichnerischen, drucktechnischen Verfahren. Diese sind grundlegend in fünf verschiedene Verfahren zu unterscheiden: den Hochdruck (Holz- und Linolschnitt), den Tiefdruck (Ätz- oder Kaltnadelradierung), den Flachdruck (Lithographie oder Alugraphie), den Transferdruck und den Durchdruck (Siebdruck) sowie den modernen Digitaldruck. Jedoch gibt es zahlreiche Variationen innerhalb der verschiedenen Drucktechniken und auch Kombinationen aus verschiedenen Druckverfahren sind möglich. So wird zum Beispiel die Ätzradierung und die Aquatintatechnik oft und gerne miteinander kombiniert oder auch der Wahl des „Stempel“- Materials im Hochdruck sind kaum Grenzen gesetzt.
Historisch gesehen, entsteht um 1400 der sogenannte Einblatt-Holzschnitt. Dies war unter anderem durch den wachsenden Bedarf an Andachtsbildern bedingt. Kurze Zeit später, ebenfalls im 15. Jahrhundert, entstehen dann zudem verschiedene Tiefdrucktechniken. Das früheste Blatt eines Kupferstiches ist auf das Jahr 1446 und die früheste Radierung auf das Jahr 1513 datiert. Später dann, ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, entstehen die neben der Ätzradierung neuen chemo-technischen Druckverfahren: die Aquatintaradierung und die Lithografie. Alois Sennefelder entwickelt 1803 mit der Lithografie zudem das erste Flachdruckverfahren, welches vor allem von Plakatzeichnern und Karikaturisten im Zeitungs- und Werbedruck verwendet wurde. Die Veränderungen in der Druckgraphik hin zu unserer heutigen modernen Medienwelt begann in den Jahren nach 1950 mit der Professionalisierung der Werbung und der Ausbreitung in Magazinen und Zeitschriften sowie in den 1980ern mit dem Aufkommen von Computern und dem Beginn der Digitalisierung.
Alle druckgraphischen Techniken haben den Vorteil zu Handzeichnung, Handschrift oder Malerei, dass man kostengünstiger, effektiver und zudem in erhöhter Stückzahl produzieren kann. Daher hängen die Entwicklungen der verschiedenen Drucktechniken oft mit Artverwandten Entwicklungen wie der Vermehrung der Papierherstellung, der Ausbreitung des Buchhandels und der Presseerzeugnisse wie Zeitungen und Flugblättern zusammen.
Zur Zeit der jeweiligen Erfindung einer speziellen Druckgraphik war diese eigentlich nicht für den künstlerischen Gebrauch gedacht. So wurde die Lithografie vor allem im 19. Jahrhundert für Werbeanzeigen und Zeitungen gebraucht. Allerdings begannen Künstler unmittelbar nach Aufkommen der jeweiligen Drucktechnik, diese für ihr künstlerisches Schaffen zu nutzen. Hier sind zum Beispiel die Holz- und Kupferstiche von Albrecht Dürer, Radierungen von Rembrandt van Rijn, die Aquatintaradierungen von Francisco de Goya, die Lithografien von Edvard Munch oder die Siebdrucke von Andy Warhol zu nennen.
Im Folgenden gibt es nun eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine Form von Transferdruckverfahren, die sich die speziellen Eigenschaften von modernen Laserkopien zunutzen macht. Es handelt sich hierbei um die „Papyrographie“, sie kombiniert Eigenschaften der Nitro- oder Lavendelfrottage sowie klassischer Techniken wie des Hochdrucks oder der Lithographie. Bei der Papyrographie wird das Motiv eines Fotos nach Vorbereitung des Papiers mit Gummi Arabicum, Wasser und den Auftrag von Farbe übertragen. Anders als bei der Nitrofrottage wird die Farbe des „Ausdruckes“ nicht aus dem Papier herausgelöst, sondern durch den Auftrag von Gummi Arabicum bleibt die danach aufgebrachte Farbe nur an den Stellen haften, wo sich die Farbe des ausgedruckten Motivs befindet. Dies liegt daran, dass das Gummi Arabicum von den laserbedruckten Partien abgestoßen wird und sich nur über die unbedruckten Partien legt.
Das Schöne hierbei ist zudem, dass das Material im Baumarkt und im Laden für Kunstbedarf zu bekommen ist, man keine Druckpresse benötigt und trotzdem die besondere Optik der Druckgraphik erhält.