All In: Museum verstehen

09.02.2021 Sara Hirschmüller

Autorin: Britta Lauro

Wenn ein Museum was zu sagen hat, dann sollen es auch alle verstehen können. Aber manchmal erklären Wissenschaftler:innen kompliziert und dann kommt der Normalbürger ganz schnell nicht mehr mit. Liegt es vielleicht daran, dass kniffelige Erklärungen und Fachausdrücke eine Sache schnell wichtig und besonders erscheinen lassen? Und selbstverständlich möchte ein Museum mit seinen Themen wichtig und ernst genommen werden. Zudem sind viele Dinge auch einfach sehr komplex und nicht immer in wenigen Worten verständlich zu erklären.

Aber genau das findet das LWL-Museum für Kunst und Kultur wichtig: Kompliziertes und Interessantes verständlich für alle zu präsentieren. Das ist nicht immer ganz einfach. Das liegt nicht immer nur am Thema, sondern an der Sprache selbst.

 

Die deutsche Sprache kennt verschiedene Sprachen: die Standardsprache, die einfache Sprache und die sogenannte „Leichte Sprache“.

Standardsprache und einfache Sprache ist im weitesten Sinne das, was man unter allgemein verständlichem Alltagsdeutsch kennt.

Die Leichte Sprache wiederum ist eine sehr stark vereinfachte Variante der deutschen Sprache mit eigenen Regeln. Sie verzichtet zum Beispiel auf den Gebrauch von komplizierten Begriffen und verwendet kurze Sätze mit jeweils nur einer Aussage.

Die Leichte Sprache wird vor allem in der Schriftsprache verwendet. Sie ist zertifiziert (deshalb wird das L in „Leichte Sprache“ auch großgeschrieben, weil es ein Eigenname ist), das heißt, dass sie ganz bestimmte Regeln einhalten muss, die einem bestimmten Standard entsprechen. In der Regel werden Texte von der Standardsprache von spezialisierten Übersetzerbüros übersetzt. Gelegentlich unterstützen einfache Zeichnungen das, was im Text thematisiert wird.

Für wen ist diese Leichte Sprache wichtig? Menschen mit Lernschwierigkeiten und geringen Sprachkenntnissen, aber auch gehörlose Menschen haben häufig Schwierigkeiten, die deutsche Laut- und Schriftsprache zu verstehen und für die ist die Leichte Sprache eine große Hilfe.

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur lässt gerade ihre Homepage in Leichte Sprache übersetzen. Und auch andere geschriebene Produkte bieten wir in Leichter Sprache an.

 

Im letzten Jahr konnte das Museum ein Projekt abschließen, in dem Student:innen des Germanistischen Seminars der Uni Münster zusammengebracht wurden mit Mitgliedern des JULE-Clubs (Junge Lebenshilfe Münster). Die Student:innen der Uni beschäftigten sich in ihrem Seminar mit der Leichten Sprache und wie schwierig es sein kann, einfach zu schreiben. In einer Universitätswelt, wo intellektuelles und komplexes Formulieren gang und gäbe ist, war die Beschäftigung mit Leichter Sprache für die Student:innen praktisch wie eine Fremdsprache.

Während des Projekts versuchten die Studierenden nun, wichtige Inhalte des Museums so einfach und verständlich wie möglich zusammenzufassen. Die jungen Erwachsenen des JULE-Clubs wurden danach zu Experten, die das Geschriebene der Student:innen dahingehend prüften, ob die Texte auch verständlich sind. Der JULE-Club hat darüber auch in einem seiner Rundbriefe-Hefte geschrieben: „Es gibt zum Beispiel ein Kunstwerk von Otto Piene, das zur Kunst von einer Künstlergruppe mit dem Namen ,ZERO’ gehört. Bei Zero müssen wir an Cola denken! Deshalb haben wir die Studierenden gefragt, ob sie das Wort erklären können. Auch Wörter wie „,abstrakt’“ oder ,Konzept’ fanden wir sehr kompliziert.“

Am Ende kam als Gemeinschaftswerk ein Kurzführer heraus, der in einfacher Sprache die einzelnen Museumsräume und speziell die Kunst der Moderne vorstellt und der beim Museumsbesuch an der Kasse ausgeliehen werden kann.

Das Museum bietet auch spezielle Rundgänge in einfacher Sprache an, zu denen man sich im Besucherbüro anmelden kann. Hierbei schaut man sich gemeinsam und ganz unkompliziert verschiedene Kunstwerke zu einem speziellen Thema an und anschließend geht es ins Museumsatelier, um selbst einmal kreativ zu werden.

↑ Zum Seitenanfang

Kategorie: All In