All In: Videos drehen in Deutscher Gebärdensprache

28.01.2021 Sara Hirschmüller

Autorin: Katharina Kirschkowski (stud. Volontärin Kunstvermittlung)

Zufrieden können wir auf die fertigen Videos mit dem gehörlosen Kunstvermittler Martin Heuser blicken. Man kann ihn und die Kunstwerke gut sehen, der Untertitel ist da, die Verlinkung steht.

Die Videos, in denen uns Martin Heuser von Ludger tom Ring dem Älteren und dem Künstler und Möbelbauer Bernhard Pankok erzählt, kann man auf unserer Homepage und bei Youtube finden.

Viele Jahre lang hat uns der Goldschmied im Museum begleitet und Gehörlosen und jeden, der Freude an Deutscher Gebärdensprache (im Folgenden DGS) hat, mit sprechenden Händen durch die Sammlung und Sonderausstellungen geführt.

Bevor er sich allerdings in seinen wohlverdienten Ruhestand zurückzog, konnten wir ihn noch für ein Herzensprojekt gewinnen.

Die Videos sind etwa zwei Minuten lang und der Inhalt ist auf den Punkt gebracht. Man ahnt vielleicht schon, dass hinter den Videos allerdings mehr als nur zwei Minuten Drehzeit stehen.

Blicken wir doch gemeinsam hinter die Kulissen eines Drehtags im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster.

Vorbereitung

Schon vor dem ausgemachten Drehtag muss alles passen und grade in den aktuellen Corona-Zeiten müssen noch allerhand zusätzliche Schutzmaßnahmen beachtet werden. Das Museum ist derzeit geschlossen und vor einem Drehtag muss bekannt sein, dass man in die Sammlung muss. Sonst kann es passieren, dass man zum Beispiel kein Licht hat. Für die DGS-Videos wurde sogar ein Probedreh gemacht, um unter anderem herauszufinden, ob genug Platz für Gebärden und Kunstwerk auf einem Video ist.

Martin Heuser ist gehörlos und ich, die für ihn die Regieanweisungen in DGS übersetzt und seine Fragen in Lautsprache, bin schwerhörig – in dem Fall dürfen statt Masken im Museum auch Visiere getragen werden, damit die Mimik zu erkennen bleibt und die Chance besteht, von den Lippen abzulesen. Deswegen tragen der Filmemacher Ansgar Sarrazin und Britta Lauro, wissenschaftliche Referentin für Inklusion an unserem Museum, auf den Fotos auch keine Maske.

Zuerst ging es in den Raum in die Sammlung, in dem unter anderen die Bilder von Ludger tom Ring dem Älteren zu finden sind. Schon hier wurde uns klar, dass eine Sache für den Filmdreh im Museum ziemlich wichtig ist: Licht.

Unermüdlich wurden Scheinwerfer hin und her getragen, während unser Kunstvermittler geduldig darauf wartete loszulegen. Besonders schön ist es natürlich, wenn der Film hinterher nicht geschnitten werden muss – für die Kunstvermittler bedeutet das aber auch, dass sie in zwei Minuten keine Fehler machen dürfen. Dabei ist es wichtig, dass man in die Kamera schaut und nicht etwa auf die Personen hinter der Kamera.

Martin Heuser hat seine Sache sehr gut gemacht. Ganz gelassen gab es zwei Durchgänge im ersten Raum und dann war der Teil auch schon im Kasten. Im Nachhinein fällt das Video auch durch die schönen Farben und den besonderen Kontrast auf. Die Mühe mit dem Licht hat sich also gelohnt.

Den Raum mit dem Selbstbildnis von Bernhard Pankok auszuleuchten gestaltete sich ein wenig schwieriger. Wegen der kleinstrukturierten Hintergründe, an denen zum Teil die Werke hängen, und des Deckenlichtes in der Sammlung flimmerte alles vor der Linse.

Es wurde spannend, da nicht nur die Scheinwerfer des Filmemachers optimal ausgerichtet werden mussten, sondern auch das Raumlicht verändert werden sollte. Mit einer Telefonverbindung zur Zentrale, wo das Licht gesteuert wird, und vielen kleinen Anweisungen, den Scheinwerfer doch noch etwas weiter nach links oder rechts zu stellen, waren dann auch alle zufrieden. Das Flimmern ist kaum noch zu sehen. 

In dem Video stand ein Raumwechsel an – mit dem etwas problematischen Hintergrund war allerdings an eine bewegte Kamera nicht zu denken. Also musste hier ein Schnitt hin und das Licht im zweiten Teil des Raums wurde wieder neu ausgerichtet. 

Damit unser Kunstvermittler selbst immer wusste, wo er zu stehen hatte, gab es dann auch noch eine Markierung auf dem Boden. Denn ist das Licht einmal da, wo es hingehört, dann sollte man sich vor der Kamera jetzt nicht zu viel bewegen. Hier half ein rotes Klettband, damit Martin Heuser immer wusste, bis wohin er sich bewegen durfte. 

Für eine Sprache, die auf Bewegung beruht bedeutete das eine große Konzentration. Auf den Videos später sieht das dann ganz locker aus. 

Nacharbeiten 

Als alles im Kasten war, ging es in die Bearbeitung des Materials. Dazu gehören Ton-Bearbeitung (bei dem Video mit Martin Heuser in DGS wurde Musik eingespielt, weil DGS nicht lautsprachlich gesprochen wird), Bild-Bearbeitung (damit das Licht wirklich optimal in Szene ist) und natürlich der Schnitt, damit alles perfekt zusammenpasst. 

Wer jetzt keine Gebärdensprache kann, der darf sich über die Untertitel freuen – dafür musste alles, was Martin Heuser uns über die Kunstwerke zu erzählen hatte, noch ins Deutsche übersetzt werden und eine Untertitel-Datei erstellt werden. 

Nicht nur die Videos mit DGS haben bei uns Untertitel. Alle neusten Videos, die auf YouTube vom LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zu finden sind, haben die Option Untertitel anzuschalten, um einfach mitzulesen. 

Viel Spaß beim Filme-Schauen! 

BLOG-PREVIEW

Zum Thema „Mitlesen“! Seit 2020 gibt es am Museum den Podcast „Foyergespräche“. Damit die großartigen Interviews, die Inès von Patow, Kunstvermittlerin am Museum, führt für alle zugänglich sind, wird bereits fleißig daran gearbeitet, dass sie demnächst auch als Bericht zum Nachlesen sind! 

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Kategorie: All In